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Studierende der RUB im Dialog mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Tierpark + Fossilium Bochum

Woran erinnert sich eine 120 - jährige Riesenschildkröte?

 

Praktisch anmutende Fragen wie diese aber auch solche, wie sich die Rolle des Tierparks in den letzten Jahren gewandelt hat, wie Erkenntnisse der Wildtierforschung in die Arbeit der Zoos einfließen und welches Verhältnis zu Tieren in Zoos aufgebaut wird, beschäftigten Prof. Dr. Oliver Fahle, Filmwissenschaftler an der Ruhr-Universität Bochum mit seinen Studierenden der Medienwissenschaft im Rahmen ihrer Seminararbeit zum Thema "Tiere und Film", in der untersucht wird, welche Bedeutung Tieren in Filmen zukommt und wie diese dort inszeniert werden.

 

Nach der Anfrage von Prof Dr. Fahle mit dem Wunsch zum Austausch zwischen Studierenden und Mitarbeitenden des Tierparks sprachen Ralf Slabik, Geschäftsführer und Kerstin Schulze, Prokuristin der Tierpark Bochum gGmbH eine herzliche Einladung aus und boten eine positive Begleitung und Unterstützung dieses Projektes an. Im Sinne des Unternehmensverständnisses des Tierpark + Fossilium Bochum wird einer engen interdisziplinären Zusammenarbeit von Experten unterschiedlicher Fachrichtungen, wie z.B. Natur-, Medien-, Kultur- oder Wirtschaftswissenschaftlern eine besondere Bedeutung beigemessen. Die Zukunftsstrategien einer modernen Umweltbildungseinrichtung „Zoo und Naturkundemuseum – Tierpark + Fossilium Bochum“ erfordern schon heute vielfältiges, fachübergreifendes Denken und Handeln, um die erweiterte Dienstleistung „Umweltbildung“ und die damit verbundenen zielführenden Angebote marktfähig, marktgerecht und faktensicher zu präsentieren.

 

So kamen rund 20 Studierende mit ihrem Dozenten in den Dialog mit unserer Geschäftsführung und unseren beiden Reviertierpflegern Inga Riebel und Sebastian Manickam. Angeregte Gespräche über die facettenreichen Arbeitsfelder eines Zoos entstanden. Es wurden Fragen zu den Aufgaben gestellt, die eine Institution, wie der Tierpark Bochum in der Natur- und Umweltbildung, im Tier- und Artenschutz, in der Wissenschaft und Forschung und der Schaffung naturnaher Erholungsräume mit gesellschaftlichem Auftrag Tag für Tag erfüllt. Die Studierenden erhielten fachkundige Antworten, die mithilfe von Videomaterial anschaulich untermauert wurden. Sie bekamen sowohl einen Einblick in Methoden der modernen Zootierpflege, wie das Enrichment für Wirtelschwanzleguane, Ameiven oder Buntwarane und das Target-Training des Fuchskusus, der Binturongs und Zwergotter, als auch einen Eindruck von der Beziehung, die die Zootierpflegerinnen und Zootierpfleger zu ihren Schützlingen aufbauen. Das Behavioral Enrichment (englisch für „Verhaltensanreicherung“) stellt ein wichtiges Element in der tier- und verhaltensgerechten Pflege von Wildtieren in zoologischen Gärten dar und sorgt dafür, dass diese z.B. durch spezielle Fütterungsmethoden sinnvoll beschäftigt werden. Die Tiere sind so gefordert sich ihre Futtermittel mit Geschicklichkeit und Ausdauer selbst zu erschließen. Beim Target-Training, das ebenfalls eine Form des Enrichments verkörpert, lernen die Tiere einen Gegenstand, das Target (englisch für „Ziel“) mit einem Körperteil (üblicherweise Nase oder Pfote) zu berühren und bei Fortbewegung des Targets Kontakt zu halten bzw. diesem zu folgen. Das so erlernte Verhalten hat eine große Bedeutung im medical training, das die Tiere darauf vorbereitet tierpflegerische oder tierärztliche Untersuchungen, wie z.B. genaue Inaugenscheinnahmen oder das Wiegen zu tolerieren bzw. aktiv zu unterstützen.

 

Unser Dank geht an Herrn Prof. Dr. Fahle und seine Studierenden für diesen offenen Austausch, für eine Diskussion auf Augenhöhe, für menschlich fairen Umgang und für die für uns neue, aber absolut bereichernde Perspektive eines Filmwissenschaftlers auf die Tierwelt. Auch wenn wir nicht alle Fragen abschließend beantworten konnten, war der Tag für beide Seiten äußerst aufschlussreich. Die Frage „An was erinnert sich eine 120-jährige Riesenschildkröte?“ brachte auch unsere erfahrensten Zootierpfleger ins Schwitzen. Sie wussten aber zumindest zu berichten, dass man anhand des Verhaltens durchaus erkennen kann, dass die Riesenschildkröten registrieren, wenn ein Pfleger nach längerer Zeit, z.B. nach einem Urlaub oder einem Krankenstand, wieder zurück ist.

 

Gerne wiederholen wir eine derartige Veranstaltung und freuen uns schon auf das nächste Mal!

 

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