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Die Nordsee wird leer gepumpt - Wasserwechsel für Seehund und Pinguin im Bochumer Tierpark

Es ist 2:00 Uhr nachts am 11. Mai 2022 als die Mitarbeitenden der Zootechnik im Tierpark + Fossilium Bochum die Pumpen in Betrieb nehmen. Diese saugen die 565.000 Liter Salzwasser – das entspricht rund 2.800 Badewannenfüllungen – mit 100 m³ pro Stunde aus dem Becken der Seehunde und Pinguine. Es ist der erste Wasserwechsel seit acht Jahren und erst der zweite seit Einweihung der Lebensraumanlage „Nordseewelten“ im Jahr 2006. „Dank der leistungsstarken und komplexen Filtertechnik, die hinter dem Seewasserbecken steckt, können wir sehr sparsam mit der Ressource Wasser arbeiten“, erklärt Zoodirektor Ralf Slabik. „Über das Kreislaufsystem werden stetig Verunreinigungen, wie Blätter, Algen, Futterreste sowie der Kot der Tiere, herausgefiltert. Filtertanks, Eiweißabschäumer und eine UV-C-Entkeimungsanlage bereiten das Wasser auf natürliche Weise wieder auf, bevor es durch die großen Rohrleitungen wieder zurück ins Becken gepumpt wird. Unsere Messgeräte überwachen zu jeder Zeit sämtliche Parameter, die für eine optimale Wasserqualität erforderlich sind.“

 

Rund fünf Stunden dauert es, bis das Wasser vollständig abgepumpt ist. Während dieser Zeit hält sich die Gruppe der Humboldt-Pinguine ausschließlich auf ihrem Landbereich auf. „Unsere Meeresvögel sind derzeit rund um die Uhr mit der Brut und der Aufzucht ihres Nachwuchses beschäftigt, daher fällt ihnen der vorübergehende Verzicht aufs Schwimmen nicht schwer“, berichtet Jens Stirnberg, Abteilungsleiter der Zoologie, der den Wasserwechsel ebenfalls überwacht. „Unsere sechs Seehunde können hingegen im Becken verbleiben. Denn anders als beim ersten Wasserwechsel im Jahr 2014 können wir die Arbeiten diesmal innerhalb eines halben Tages abschließen und den Meeressäugern somit einen aufwändigen Umzug ersparen.“

 

Um 8:00 Uhr morgens trifft die Feuerwehr Bochum im Tierpark ein. Ein Ausbildungslehrgang sowie die Mannschaft der TOJ (Trainees on Job) begleiten die Neubefüllung des „Nordseewelten“-Beckens. Über die an den Tierpark angrenzenden Hydranten wird das Wasser durch die meterlangen Feuerwehrschläuche gepumpt. Feuerwehrleitern ermöglichen das Verlegen der Schläuche über die Zaungrenze zwischen Stadt- und Tierpark. Am frühen Nachmittag ist die intern getaufte „Operation nasser Seehund“ erfolgreich beendet und die sechs Seehunde können wieder die gesamte Kapazität des Beckens ausschöpfen, um ihre Bahnen zu ziehen. Der frisch befüllten Anlage wird anschließend 60 m³ Sole (ca. 300 Badewannenfüllungen) hinzugefügt, um die Salinität wieder auf Meerwasser-Niveau zu bringen. Weitere 20 m³ Sole werden im Tierpark eingelagert, um das Wasser bei Bedarf – etwa nach starken Regenfällen – erneut mit Salz anzureichern. „Süßwasser würde die Gesundheit der Augen und Haut unserer Meerestiere negativ beeinflussen, daher ist die Zugabe von Salz aus veterinärmedizinischer Sicht in jedem Fall erforderlich“, weiß Jens Stirnberg.

 

Kurz nach dem erfolgten Wasserwechsel ist das Becken durch die abgetragenen und aufgewirbelten Ablagerungen von Boden und Wänden noch sehr trüb. „Dies ist jedoch kein Indiz für den Zustand der Wasserqualität. Schließlich ist auch die deutsche Nordsee nicht glasklar“, betont Zoodirektor Ralf Slabik und fährt fort: „In wenigen Tagen werden unsere technischen Anlagen sämtliche Schwebteilchen wieder herausgefiltert haben, sodass unsere Besuchenden wieder eine freie Sicht auf die Tiere genießen werden können.“ Bei der Pflege des Meerwasserbeckens bekommt der Tierpark bereits seit acht Jahren Unterstützung vom DUC Wattenscheid e.V.. Mindestens alle drei Wochen steigen die Taucher:innen des Vereins in das kühle Nass, um mit elektrischen Bürsten und Saugern die Anlage zu reinigen. „Die Kooperation mit dem DUC Wattenscheid ist für uns von unschätzbarem Wert“, führt Ralf Slabik dankbar aus. „Der ehrenamtliche Einsatz der Vereinsmitglieder unterstützt uns sowohl personell, damit sparen wir Zeit, Geld und natürlich Wasser. Für uns ist diese Partnerschaft daher alles andere als selbstverständlich.“

 

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