Tiergestütztes Seminar
Gestern fand zum ersten Mal ein besonderes Seminar für Sucht- und Selbsthilfegruppen im Tierpark + Fossilium Bochum statt. In einem innovativen Pilotprojekt arbeiteten acht Teilnehmende – darunter Betroffene und Angehörige – in Begleitung von Tieren an ihrer Selbstwahrnehmung, ihrem Umgang mit Gefühlen und festgefahrenen Denkmustern.
Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit der erfahrenen Tiertherapeutin Inge Hoster durchgeführt. „Während tiergestützte Therapieformen bei psychischen Erkrankungen bereits etabliert sind, ist ihr Einsatz im Bereich Sucht- und Selbsthilfe Neuland und ein wichtiger Schritt in Richtung ganzheitlicher Unterstützung“, erläutert Inge Hoster, „daher freue ich mich sehr, dieses Projekt begleiten zu dürfen.
Ein Tag voller Begegnungen und Reflexion
Der Tag begann mit einem offenen Ankommen und Kennenlernen. Bei einem ersten Austausch konnten sich die Teilnehmenden untereinander sowie mit den Seminarleitungen vertraut machen. Anschließend erkundeten sie gemeinsam den Tierpark, bevor es in die erste Befindlichkeitsrunde mit Emotionskarten ging. Dabei standen persönliche Erwartungen, Wünsche und Gefühle im Mittelpunkt.
Es folgten mehrere tiergestützte Einheiten, unter anderem mit Stabschrecken und Ziegen. Das Ziel bestand darin, die eigenen Emotionen im Kontakt mit den Tieren wahrzunehmen, einzuordnen und auszudrücken. Nach jeder Einheit gab es eine strukturierte Reflexionsrunde. Am Nachmittag arbeiteten die Teilnehmenden mit Schlangen zum Thema „negative Glaubenssätze“. Dabei wurden beispielsweise Ängste wie „Schlangen sind gefährlich“ hinterfragt und auf die eigene Lebenssituation übertragen. In einer weiteren Einheit mit Schnecken stand das Thema Achtsamkeit im Fokus – die Langsamkeit der Tiere symbolisiert dabei ein bewussteres Lebenstempo.
Ein neues Kapitel im Tierpark
„Uns ist es ein besonderes Anliegen, als Tierpark neue Wege zu gehen und innovative Projekte wie dieses zu entwickeln. Das unterstreicht die vielfältige und gesellschaftlich relevante Arbeit unserer Einrichtung im Rahmen unserer gemeinwohlorientierten Aufgaben“, betont Zoodirektor Ralf Slabik.
Bildung für nachhaltige Entwicklung im Fokus
Der Tierpark + Fossilium Bochum wird als BNE-Regionalzentrum vom Landesamt für Natur, Umwelt und Klima Nordrhein-Westfalen gefördert und engagiert sich aktiv in der Vermittlung der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Auch das Pilotseminar leistet hierzu einen Beitrag, indem es vier der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen thematisiert: individuelle Gesundheitskompetenz (Ziel 3 – Gesundheit und Wohlergehen), lebenslanges Lernen (Ziel 4 – Hochwertige Bildung), soziale Teilhabe (Ziel 10 – Weniger Ungleichheiten) sowie den respektvollen Umgang mit Tieren und der Natur (Ziel 15 – Leben an Land), ein Projekt das eindrucksvoll zeigt, wie sich tiergestützte Ansätze, Selbsthilfe und Nachhaltigkeitsbildung miteinander verbinden lassen.
Bildunterschriften:
Foto©TPBO_1: Teilnehmende des tiergestützten Seminars mit Zoodirektor Ralf Slabik, Mitarbeitern der Zoo- und Museumspädagogik sowie Tiertherapeutin Inge Hoster.
Foto©TPBO_2: Gefühle erkennen und benennen mit Stabschrecke
Foto©TPBO_3: Gruppenarbeit mit den Ziegen
Foto©TPBO_4: Negative Gedankenmuster erkennen mit Schlangen