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Seltene Echsen im Tierpark + Fossilium Bochum - Erfolgreiche Nachzucht der australischen Buntwarane

In deutschen Zoos sind sie eine echte Rarität: Buntwarane (Varanus varius). Nur zwei Einrichtungen halten derzeit Exemplare der australischen Waranart. Nun kann der Tierpark + Fossilium Bochum erstmalig Nachwuchs bei seinem Buntwaran-Paar verkünden. „Diese Premiere geht auf die hervorragende Teamarbeit unserer zoologischen Abteilung zurück“, berichtet Zoodirektor Ralf Slabik stolz. Insgesamt 177 Tage ließ das Jungtier seit dem Moment der Eiablage auf sich warten. Während der gesamten Inkubationszeit wurde das Gelege rund um die Uhr im Quarantänebereich des Aquarien- und Terrarienhauses überwacht. Dabei galt es auf verschiedenste Parameter – wie etwa eine adäquate Luftfeuchtigkeit sowie eine konstante Temperatur von 30,5 °C – zu achten, die für die Entwicklung des Jungtieres erforderlich sind. Am 02. Dezember 2022 war es dann soweit: Die ersten Risse in der Eischale wurden sichtbar und nur wenige Stunden später hatte sich der kleine Waran vollständig aus seinem Ei befreit. „Unser inzwischen zwei Monate altes Jungtier entwickelt sich prächtig. Anfangs fütterten wir es mit kleinen Heuschrecken, mittlerweile nimmt es auch größere Insekten oder Babymäuse zu sich“, erzählt Diplom-Biologe Jens Stirnberg, Abteilungsleiter der Zoologie. Besuchende werden das Jungtier vorerst noch nicht sehen können, damit die Aufzucht hinter den Kulissen unter kontrollierbareren Bedingungen stattfinden kann. Über seine Social Media-Kanäle wird der Tierpark jedoch regelmäßig transparente Einblicke in die weitere Entwicklung des kleinen Warans gewähren.

 

Die erfolgreiche Haltung von Waranen hat im Tierpark + Fossilium Bochum aufgrund seines zoologischen Schwerpunkts in der Terraristik Tradition. Dementsprechend ist er auch als institutionelles Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) vertreten, um den Schutz und die Erforschung bedrohter Amphibien- und Reptilienarten zu unterstützen. Neben Buntwaranen leben in Bochum außerdem Mertens-Wasserwarane. Bereits 1995 ist dem Zoo mit seinem damaligen Buntwaran-Pärchen die Erstnachzucht in einem deutschen Zoo geglückt. „Schon damals wurden Buntwarane aufgrund ihrer Größe jedoch nur selten gehalten – weder in Zoos noch in Privathand. Es gab nur wenige Aufzeichnungen und Erfahrungswerte, auf die man zurückgreifen konnte. Letzteres hat sich inzwischen zwar geändert, wird allerdings im Hinblick auf den zurückgehenden Bestand freilebender Buntwarane auch immer wichtiger“, erklärt der Diplom-Biologe. Durch den Menschen verursachte Einflüsse, wie Klimawandel, Buschbrände, Lebensraumverlust und die Ausbreitung invasiver Arten, insbesondere der Aga-Kröte, sind für die Warane eine Bedrohung. Zur Bewahrung des australischen Bestands stehen Buntwarane unter dem Schutz des Washingtoner Artenschutzabkommens. „Umso bedeutender ist es, eine stabile Reservepopulation in menschlicher Obhut aufzubauen und Daten zu sammeln, die uns beispielsweise Aufschlüsse darüber geben können, wie die Tiere auf sich verändernde Umweltbedingungen reagieren“, betont Jens Stirnberg. Zoodirektor Ralf Slabik ergänzt: „Unser Zuchterfolg ist daher in jedem Sinne zukunftsweisend und wir sind sehr glücklich, aktuell bereits ein weiteres Buntwaran-Gelege auszubrüten, mit dem wir zum Arterhalt der Tiere beitragen können.“

 

Die beiden adulten Bochumer Buntwarane stammen ursprünglich aus einer illegalen Haltung und wurden von den Behörden beschlagnahmt, bevor sie 2019 ihr neues Zuhause im Tierpark bezogen. Buntwarane zählen, wie auch andere Waranarten, zu den intelligentesten Echsen der Welt. Ausgewachsene Tiere können eine Gesamtkörperlänge von zwei Metern erreichen und bis zu 15 Kilogramm schwer werden. Sie erinnern an eine kleinere Version der drei Meter langen Komodowarane. Namensgebend sind die vielen Punkte und Flecken an Körper und Schwanz. In Australien besiedeln diese Reptilien überwiegend Waldgebiete – vom tropischen Regenwald bis zum lichten Eukalyptus-Trockenwald –, da sie sich vermehrt auf Bäumen aufhalten und dementsprechend hervorragend klettern können. Ihre Eier legen Buntwaranweibchen bevorzugt in Termitenhügeln ab, um sie so vor Feinden zu schützen. Gleichzeitig bieten die bewohnten Termitenbauten optimale und vor allem gleichbleibende Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnisse während der langen Entwicklungszeit der Eier.

 

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